Casino Royale (2006)

Verfasst von Kalla Malla am 31. Januar 2016

„Drei Teile Gordon's Gin, ein Teil Wodka, ein halber Teil Kina Lillet, mit viel Eis schütteln und dazu eine dünne Zitronenscheibe." - Der „Vesper Martini" - James Bond, Casino Royale (2006)

Nachdem letzten desaströsen Abschneiden der Pierce Brosnan Filme galt die James Bond Reihe am Boden. Zuviel Action, zuviel Unglaubwürdigkeiten, zuwenig Stil und zu plakativ sei das ganze. Bei Bondfans wird Pierce Brosnan (Der Schneider von Panama, Der Matador) als aalglatt verpönt tituliert. Als dann ein Neuanfang der Reihe angestrebt war, gingen monatelange Gerüchte herum, wer denn nun den neuen Bond spielen wird. Als dann überraschenderweise die Wahl an Daniel Craig (München, The Jacket) fiel, wurde er in den Medien als Memme bezeichnet, da blond und markant aussehend. Obwohl Craig indessen öfter seine Härte und sein Charisma in einigen Filmen wie München und Layer Cake zeigte. Hinzu kommt Regisseur Martin Campbell (Die Legende des Zorro, Verical Limit), der schon James Bond Mitte der 90er neu zum Leben erweckte und nun die Aufgabe hatte, Bond auf eine stilvollere zurück zu holen.

James Bond (Daniel Craig) erwirbt seinen Doppelnullstatus durch 2 Morde am Anfang des Filmes. Daraufhin nimmt er einen Bombenleger hoch und macht sich auf die Spur des Terroristenhändlers LeChiffre (Mads Mikkelsen). Dieser hat viel Geld an der Börse verloren und muss in einer Pokerpartie um die 150 Millionen Dollar gewinnen, da sonst seine Investoren ihn umbringen lassen. In der Romanvorlage spielte sich das Duell übrigens beim Baccara ab.

Allein die ersten Minuten zeigen, wie hart und kompromißlos der neue Bond ist. In schwarz-weiß Szenen wird gezeigt wie James Bond seinen Doppelnullstatus erhält. Erst wird eine harte Schlägerei auf einer Toilette perfekt eingefangen, danach die Erschießung eines Verräters der MI6. Die sogenannte Gunbarrellszene ist diesmal nicht am Anfang des Filmes, sondern wird erst bei dem Toilettenkampf gezeigt, als der Verbrecher eine Waffe nimmt und auf Bond zielt. Der Vorspann ist wieder einmal sehr gelungen. Hier wird mehr Wert auf Bond als auf Frauen gelegt. Der Titelsong "You know my name" von Chris Cornell (Mitglied von Audioslave) spiegelt gut den Charakter Bond wieder. Rockig, wuchtig und hart - genau wie der neue Bond. Daniel Craig spiegelt genial den harten, ungezähmten und kalten Mann rüber der gegen Ende des Filmes zu dem bekannten James Bond wird. Seine Mimik ist atemberaubend und er spielt exzellent. Humortechnisch ist Bond wieder auf gewohnter Höhe ala Sean Connery (Im Name der Rose, Verlockende Falle) und kann mit einigen gekonnten und stillvollen Lachern aufwarten. Kultpotential!

„Es ist nicht schwer, eine Doppelnull zu bekommen, wenn man darauf vorbereitet ist, Menschen umzubringen." James Bond, Casino Royale (2006)

Die Dialoge des Filmes sind auf einem sehr raffinierten Niveau und wirken wuchtig. Einen großen Teil dazu beigetragen hat der Drehbuchautor Paul Haggis (Million Dollar Baby, L.A. Crash), der mit pfiffigen und kultigen Sprüche Bond zu gewohnter (authentischer) Lässigkeit findet. Die Musik vom Komponisten David Arnold (4 Brüder, Godzilla) ist äußerst gut und erinnert an die guten „alten“ John Barry Zeiten (Madagascar, James Bond). Das Bond Theme wird erst gegen Ende gespielt, da James Bond erst der James Bond ist, denn wir kennen, am Ende des Filmes. Dennoch ist die Musik edel und elegant wie der komplette Film. Die Optik des Filmes ist gelungen, endlich gibt es wieder wundervoll anzusehende Schauplätze z.B. die Bahamas. Super gefilmte Aufnahmen. Allgemein gesehen ist die Kameraarbeit sehr stark und hebt sich vom Standard ab. Dazu trägt auch die gekonnte Regiearbeit von Campbell bei. Was auch überraschend auffällt ist die Figur des „Bondgirls“ Eva Green (Königreich der Himmel, Arsene Lupin), zum ersten Mal kann ein Bondgirl Bond die Stirn bieten. Sie wirkt überlegen, intelligent und einfallsreich. Natürlich sieht sie auch sexy aus. Der Bösewicht LeChiffre (Mads Mikkelsen) spielt faszinierend. Er wirkt hart, mystisch und grob. Er scheut vor keinen Grenzen. Allerdings ist der Charaktere davon gedrängt einen Fehler begangen zu haben und diesen in dem Pokerspiel auszuloten, ansonsten droht ihm der Tod durch seine Finanzier er. Diese Befürchtung kompensiert er mit maßlosen Haß und wirkt dementsprechend skrupellos. Die komplette Darstellerriege wirkt sehr überzeugend und es gibt treffen mit bekannten Charakteren wie M (Judi Dench) und Felix Leiter (Jeffrey Wright).

Fazit: Alles in allem wirkt der Neuanfang nicht nur gut gelungen, sondern wird in die Geschichte als einer besten Bonds ever eingehen. Das Drehbuch, die Dialoge, einfach die komplette Charakterezeichnung von Bond ist realistischer und authentischer als bisher. In Sachen Casino Spielen ist nun Poker angesagt. Der Cast überzeugt auf ganzer Linie und die Musik ist hervorragend (vor allem der Titelsong). Es gibt auch Schwächen wie die erste halbe Stunde nur in (gute) Action ausartet und etwas überzogen wirkt. Doch dies ist Bond. Wenn im nächsten Teil noch Q und mehr Gadgets vorkommen, könnte Daniel Craig auf gleicher Höhe mit Sean Connery stehen. Der Unterhaltungsfilm des Jahres. Bond ist zurück und wie!