Three Wishes for Cinderella (1973)

Written by Jens-Rennspieß on December 28, 2020

Dieses im Gewand eines Märchens verpackte Gesellschaftsdrama wirft ein bezeichnendes Licht auf die Abgründe zwischenmenschlicher Beziehungen im ausgehenden Mittelalter oder in der frühen Neuzeit, je nach dem in welcher Zeit man die Handlung verorten will. Während die alleinerziehende und durchaus modern zu nennende Mutter (verkörpert von Carola Braunbock) sich in ihrer Sorge um den Hof und ihre Kinder aufreibt, bemerkt sie nicht, wie ihre angeheiratete Stieftochter (Libuše Šafránková) ihr Hexenwerk in Gang setzt, um den nichtsnutzigen, aber reichen Prinzen (Pável Travniček) so lange zu bezirzen, bis er ihr das Ja-Wort gibt und sie damit für immer von der ungeliebten Arbeit erlöst. Das ist in etwa die Handlung der meisterhaft in Szene gesetzten Parabel, der Variation des bekannten Wortes: Undank ist der Weltenlohn. Um beim Publikum den Eindruck dieser Warnung zu verstärken, verzichtet der Regisseur Vaclav Várlíček auf das genreübliche Happy-End und lässt die Mutter im Ungewissen auf ihrem Hof zurück. Mag sie zusehen, wo sie eine neue Arbeitskraft hernimmt! Ein großes Lob gebührt Karel Svoboda, der dem Zuschauer kleine Fallen stellt, indem er in geschickter Weise das Drama, das sich vor unseren Augen abspielt, mit seiner märchenhaften Musik verschleiert. Es bleibt der Weisheit der Programmdirektoren vorbehalten, wie sie diesen düsteren Plot mit der Weihnachtsbotschaft vereinbaren wollen, aber kombiniert mit den gelungenen Außenaufnahmen von Böhmen und von Schloss Moritzburg in Kunstschneelandschaft bietet der Film auch nach so vielen Jahren einen Genuss, den man sich nicht entgehen lassen sollte.